Auch 2012 kann der Modell-Schiffbau-Club-Basel den kantonalen Fischereieverband an der Natur 2012 unterstützen. Die Modellschiffe lassen wir in diesem Jahr zuhause. Der Fischerei-Verband will auf dem Stand an der NATUR 2012 unter anderem eine Fischtreppe in seiner Funktion zeigen. Genau dieses Projekt soll der Modell-Schiffbau-Club-Basel in Realität umsetzten.
Ziel war es, eine Fischtreppe in einem Aquarium im Modell zu bauen. Das Ganze soll mit einem Oberwasser und einem Unterwasser ausgerüstet werden. Eine Wasserpumpe wird für den Wasserzyklus zuständig sein.
Da dieses Projekt nicht sehr viel mit Schiffsmodellbau zu hat, war zuerst einmal planen angesagt. Folgende Fragen sollen hier beantwortet werden.
- Wie viel Wasser wird durch die Fischtreppen fliessen, damit eine entsprechende Wasserpumpe eingesetzt werden kann.
- Sieben Fischtreppen sollen das 1.8m lange Aquarium schmücken
- Ein Bezug zum Kraftwerk Birsfelden soll hergestellt werden
- Wenn möglich sollen echte Fische eingesetzt werden
(unter Berücksichtigung der Tierschutzes und in Obhut des Kantonalen Fischerei Verbandes)
erste 3D Zeichnungen wurden zur Planung der Fischtreppen gezeichnet.
So soll das Aquarium am Schluss von der Seite aussehen mit einem Ober- und Unterwasserteil
Projekt:
Herbst 2011:
Als erstes war ein Termin im Kraftwerk Birsfelden angesagt. Hier konnten wir die Fischtreppen im Original besichtigen, ausmessen und Fotos für die Dokumentation erstellen. Im Anschluss wurden gemeinsam mit den verantwortlichen des Fischereiverbandes die ersten Ideen geschmiedet.
Januar 2012:
Bevor wir die ersten Testbauten realisieren konnten, war rechnen angesagt. Hier war doch noch einiges an Hirnschmalz gefragt. Internet sei Dank, hier wurden Ideen und Lösungsansätze gesucht und gefunden. So kamen wir auf einen Bedarf von ca. 10‘000 bis 12‘000 Liter Wasser in der Stunde.
erster Testlauf mit verschiededenen Pumpen und Leistungen. Jetzt kann die richtige Pumpe beschafft werden
Febraur/März 2012:
Mit den berechneten Angaben wurden einmal drei Testfischtreppen aus ABS Kunststoff gebaut und zusammengesetzt. Es stand ein provisorisches Testaquarium zur Verfügung. Zusammen mit dem Fischereiverband wurde aus Plexiglas eine Staumauer in das Aquarium geleimt und die Fischtreppen montiert. In einer zweiten Aktion nach Feierabend, als das ganze ausgehärtet war, wurde das Aquarium mit Wasser gefüllt und mit verschiedenen Pumpen ein Test gefahren. Die Test’s ergaben den Bedarf für eine Pumpe von 10‘000 Liter Wasser Fördermenge.
So konnte eine entsprechende Tauchpumpe beschafft werden.
Als die Pumpe geliefert war, wollten wir nochmals einen Versuch in unserem Testbecken durchführen. Dieser verlieft einwandfrei und alle Beteiligten waren sich einig, so können wir die Fischtreppen realisieren.
zweiter Testlauf mit 10'000 Liter Tauchpumpe war ein voller Erfolg.
Ende März / April 2012:
Eine weitere Planungsphase startete mit den endgültigen Massen der Fischtreppe und der Beschaffung. Es wurden Lieferanten geordert, die Plexiglas in den gewünschten Massen zuschneiden und liefern können. Die Stückliste wurde entsprechenden Lieferanten zugestellt und die Offerten unter Berücksichtigung der Lieferzeiten wurden ausgewertet. So erhielt ein Lieferant den entsprechenden Auftrag. Für uns der grosse Vorteil:
- Das Material kommt fertig zugeschnitten für den Bau
- Das Material weisst eine grosse Genauigkeit aus und alles passt zusammen
- Der Zusammenbau erfolgt in einer nützlichen Zeit.
Anpassen der einzelnen Teile und srte Stellprobe
letzte Feilarbeiten und Anpassungen werden vorgenommen
erste Stellversuche und Anpassungen an der finalen Treppe bevor es an das Zusammenleimen geht
Als alles Material angekommen ist, starteten wir mit dem Zusammenbau der einzelnen Teile. Verklebt wurde das Plexiglas mit einem transparenten Silikon Kleber. Sieben einzelne Fischtreppen entstanden so und mussten entsprechend zusammengeführt werden zu einer Einheit. Hier diente ein Unterbau der einer Treppe glich. So konnten die einzelnen Fischtreppen verklebt werden und das ganze schmolz zu einer Einheit zusammen. Die Komplette Fischtreppe entstand aus 5 und 10 mm leicht braun/transparentem Plexiglas. Die Staumauer wurde aus 10mm Plexiglas hergestellt, damit sie auch dem entsprechenden Wasserdruck entgegen hält.
Die einzelnen Kammern wurden zusammengeklebt und dann wieder eine Stellprobe, ob alles wirklich zusammenpasset!
letzte kleine Anpassungen an den Kammern.
alle 7 Kammern werden eingespannt, um besser verkleben zu können. mit einer Spritze und einer 0.4mm Nadel wird geklebt
Eine Stufenleiste soll das ganze stabiler wirken lassen, die Treppeneinheit ist bereit für den Einbau in das Wasserbecken
Ab Montag 2. April 2012:
Als wir alle einzelnen Teile zusammengebaut hatten, kam die Krönung. Der Einbau der Fischtreppe und der Staumauer in das richtige Aquarium. Hier stand uns wieder ein Mitglied des Fischerei Verbandes tatkräftig zur Seite. Denn jetzt galt es ernst und der Einbau sollte sauber erledigt werden.
Erst musste jedoch noch das Aquarium auf dem Podest montiert werden und die entsprechenden Anschlüsse wurden montiert.
Aussparung für die Anschlüsse für Frisch- und Abwasser
Das Aquarium wird auf das Bodest montiert und alles angepasst.
Aussparung an der Staumauer für die Wasserpumpe
Als erstes stand der Einbau der Staumauer auf dem Programm. Diese musste genau in das Aquarium eingepasst werden. So wurde erst einmal geschliffen und wieder probiert, so lange bis alles genau passte.
Anpassen der Staumauer an das Aquarium
Staumauer und Pumpe werden eingepasst und mit Silikon verleimt
Verklebung der Steine mit Silikon in der Fischtreppe
Der Boden der Fischtreppe wird mit kleinen Steinen in Silikon verklebt
Denn jetzt galt es ernst und der Einbau sollte sauber erledigt werden. Stück für Stück wuchs das Aquarium zu einem kompletten neuen Funktionsfähigem Diorama. Eine Fischtreppe im Modell (in Funktion) entstand. Eine spannende Aufgabe die hier uns gestellt wurde.
Verklebung der Fischtreppe
Einpassen der Fischtreppe in das Aquarium
Kontrolle ob alles gerade sitzt, bevor die Treppe verklebt wird
Treppe fertig verklebt
Test mit der Beleuchtung. Mit der halben Beleuchtung ist genügend Licht vorhanden
Als der Rohbau beendet war musste noch die Technik eingebaut werden. Als erstes kam die Pumpe an Ihren Platz (unter der Treppe versteckt). Zur Tarnung und zum Schutz der richtigen Fische wurde die Technik eingepackt und mit Unterwasserlandschaft getarnt. Steine und Dergleichen bildete die Realität nach. Denn ein grosses Augenmerkmal musste auch auf die Verträglichkeit der echten Fische gelegt werden. Da es in den Messehallen viel zu warm ist, müssen wir auch genügend Frischwasser zu- und wieder abführen. Diese Aufgabe übernimmt ein Injektor. Dieser bringt Frischwasser und bereichert diese auch noch mit genügend Luft.
Abdeckung, damit die Fisch nicht in die Pumpe eingezogen werden können
Abdeckung von hinten, Riegel zur einfachen und schnellen Demontage
Als alle Technik an Ihrem Platz und alles fertig gebaut war stieg die Spannung auf Ihren Höhepunkt. Das Becken bekam das erste Mal Wasser und die Technik wurde in Ihre Funktion gesetzt.
- Fliesst genügend Wasser über die Treppen?
- Hat es auch stillere Gewässer, damit die Fische Ihre Ruhezonen haben?
- Werden die Fische auch die Strömung nutzen und die Treppen steigen?
Viele Fragen und nicht alle wurden beantwortet. Denn Fische wurden im Testlauf nicht in das Becken gesetzt. Denn Tierschutz hat hier vor dem Wunder den Vorrang. Dies werden wir ein paar Tage vor Messebeginn nach dem Aufbau erfahren, ob die Vision klappt oder nicht. Aber ein bisschen Spannung muss ja noch sein.
langsam füllt sich das Becken und die Fischtreppe
Die Pumpe fördert so viel Wasser, dass alles überschwemmt
So wurde das Becken mit Spannung gefüllt und die Pumpe in Betrieb gesetzt. Schnell zeigte sich, dass die Pumpe zu viel Wasser bringt und alles überschwemmt. So wurden entsprechende Reduktionen und Verlängerungen und den Eingangsstutzen montiert, bis die Wassermenge dem Wunsch entsprach.
Doch mitten in den Test’s geschah das unmögliche. Der Wasserdruck im Oberbecken war so gross, dass die ganze Staumauer inkl. der Fischtreppe aus den Silikonverklebungen gerissen wurde und alles in sich zusammenstürzte. So kurz vor der Krönung und wir standen wieder 100 Schritte weiter hinten.
Ratlosigkeit nach dem Zusammenbruch der kompletten Installation
Und was jetzt, dachte jeder der beteiligten Helfer und mit grossen und ratlosen Augen schauten wir uns und den Trümmerhaufen an.
Doch ein Modellbauer gibt nicht auf und Rückschläge sind in unserem Hobby normal. Rückschläge stärken und so machten wir uns an die Arbeit. Alles reinigen und von Resten befreien, so dass wieder eine solide und saubere Basis zur Verfügung steht. In der Zwischenzeit machte ich mich auf die Socken, um neues Material zur Verklebung zu beschaffen, bevor alle Ladentüren schliessen. Mit speziellen Kleber und Dichtmasse kehrte ich zum Ort des Geschehens zurück.
Neuanfang und alles wurde wieder sauber montiert und verklebt
saubere Verklebung ist sehr wichtig für Dichtigkeit und Halt
Kontrolle, ob alle Stellen sauber verklebt sind
Schnell zeigte sich auch, dass die Silikonverklebungen noch nicht ausgehärtet waren und das Material gemäss Beschrieb 7 Tage zur Aushärtung hat und nie ganz hart wird. Vielleicht auch nicht das optimale Material für diese Anwendung!
So wurden alle Teile wieder im Aquarium montiert und verklebt. Wir sparten mit Kleber nicht und wollten auf Nummer Sicher gehen, dass diesmal alles sattelfest montiert ist. Weitere zusätzliche Verklebungen und Verstärkungen wurden angebracht.
Die Staumauer wird mit einem schwarzen Band verdeckt. So entsteht ein sauberer Abschluss
Als alles montiert war, konnte der ganzen Sache Ruhe zur Aushärtung gewährt werden. Denn es standen die Ostertage vor der Tür und wir konnten nicht weiter bauen.
Das Bauteam, bevor alles zusammenbrach und der Neuanfang startete!!
Über die Ostertage:
Eine Kasten-Reuse musste noch her. Denn hier werden die Fische gezählt, damit man weiss, wie viele Fische den Fluss aufwärts wandern. Im Original wird die Reuse in eine Fischtreppe eingelassen und alle Fische bleiben da drinnen. So können diese gezählt werden und wieder auf Ihre Wanderschaft entsendet werden.
Der Rahmen der Modellkasten-Reuse besteht aus 3x3mm Messingrohr und Stäben. Diese wurden zu einer Kiste mit den Massen 19cm lang, 13.5cm breit und 14cm hoch verlötet.
Messingrahmen der weich verlötet wird
fertiger Messingrahmen
Ein feines Gittergeflecht wurde umspannt und mit 0.3mm dickem Kupferdraht von Hand vernäht.
Seitengitter sind montiert, Boden- und Obergitter liegen bereit zur Montage
Steg und Eingang für die Fische, jetzt muss nur noch alles mit Gitter überzogen werden
fertige Kasten Reuse bereit zum lakieren
Bau einer kleinen Transportkiste zur sicheren Aufbewahrung der Kasten-Reuse
fertig lakierte Reuse inkl. Aufhängung und bereit zur Montage im Aquarium
Dienstag 10.4.2012
Zur besseren Regelung der benötigten Wassermenge installierten wir noch einen Autotrafo vor die Tauchpumpe. So konnte die geförderte Wassermenge sehr fein dossiert werden. Noch die Montage der Rückwand mit den Bildern der Originalfischtreppe und dem Kraftwerk Birsfelden.
Als alles funktionierte waren die offiziellen Bauarbeiten abgeschlossen.Nun musste das ganze Aquarium noch Transporttauglich gemacht werden. Entsprechende Kantenschütze (Karton des Aquariums) wurden montiert und Becken und Unterbau mit Spannsetzt verzurrt. So konnte dem ganzen nichts mehr geschehen bis zur Messe.
zusätzlicher Einbau eines Autotrafos zur stufenloser Regelung der Wassermenge inkl. Test
Rückansicht nach der Montage des Rückbildes
Hintergrundbild mit dem Kraftwerk Birsfelden und der Original Fischtreppe
fertig verpackt und bereit für den Transport an die Messe Basel Halle 4
Mittwoch 11. April 2012
Die Aufbauarbeiten starten und auch unsere Fischtreppe wird seinem Standplatz zugewiesen. Steht alles im Lot und am richtigen Ort wird der Innenausbau mit Montage der Pumpe erledigt, die Steine am Beckenboden platziert und das ganze schön ins Licht gebracht. Jetzt wird noch die Frischwasserzufuhr installiert und fertig ist die komplette Installation. Ist das komplette Becken betriebsbereit, wird das Becken mit Wasser gefüllt und ein erneuter Testlauf durchgeführt. Jetzt beginnt die Dauertestphase und die Installation soll sich bis Donnerstag im Betrieb bewähren.
Das Aquarium ist fertig an der Messe aufgebaut und wird mit Wasser gefüllt
Noch ist die Wasserströmung nicht eingestellt
Fischtreppe mit und ohne Wasser
Es ist genügend Wasser im Becken und der Überlauf kommt in Funktion. Nun startet der Langzeit Test,
bevor die Fische ihre neue Heimat für 4 Tage beziehen können.
Donnerstag 12.4.2012
Erst am Donnerstagnachmittag, als die Fische angeliefert waren, kamen junge Lachse und Bachforellen in das Becken. Die Spannung stieg, was wird nun geschehen? Natürlich mussten sich die Fische erst einmal an das neue Umfeld gewöhnen, die leben ja normal nicht in einem Aquarium. Doch kaum ist die erste Stunde vergangen ist die erste Bachforelle bereits in der Treppe und kurz darauf schwimmt Sie fidel im Oberbecken. Auch weitere versuchten die Reise bergwärts. Alle Beteiligten sind überglücklich und der Erfolg kann bereits vor Messebeginn gefeiert werden. somit haben alle Berrechnungen und theoretischen Vermutungen Ihre Berechtigung gehabt!
Die Fischtreppe in ihrem Betrieb
Die Kasten Reuse an ihrem Platz
Die ersten Fische stehen am Treppeneingang
Eine Bachforelle mitten in der Fischtreppe.....
....und sie ist im Oberwasser angekommen und fühlt sich wohl
Hoffen wir nur, dass die Fische auch während dem Messebetrieb den Weg nach oben finden und die Gäste diesen Akt einmal live miterleben können.
Auch in diesem Jahr haben wir mit diesem Projekt den Kantonalen Fischerei Verband unterstützen können und die Verbindung zum Verband stärkte dies noch. Wir hatten wieder einen grossen Spass, haben viel gelernt und neue Erfahrungen gemacht. Modellbau einmal auf eine andere Art!!
Ein grosses Dankeschon an alle Helfer, die dieses Projekt in Realität umgesetzt haben und ebenfalls ein grosses Danke dem Kantonalen Fischerei Verband, der das Vetrauen in den Modell Schiffbau Club Basel gesetzt hatte.
Video von einem Fisch auf der Fischtreppe:
Wir wünschen allen Messebesucher viel Spass und tolle Erlebnisse.
Das Projektteam des MSCB